Drupal vs WordPress: Welches CMS sollte man nutzen?

Wer heute eine Website oder gar eine ganze Web-App etablieren möchte, kann bei der Realisierung des Projekts auf eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen zurückgreifen. 

Gerade größere Projekte müssen längst nicht mehr komplett von Grund auf entwickelt werden. Mit modernen Frameworks und Content-Management-Systemen (CMS) stehen Webentwicklerinnen und -entwicklern zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, individuelle und dennoch hochgradig performante Internetseiten umzusetzen.

Vor allem bei der Entscheidung für oder gegen ein CMS scheiden sich dabei oft die Geister. Denn nicht jede Lösung ist gleichermaßen gut für jeden Einsatzzweck geeignet. 

Der folgende Beitrag stellt die beiden unterschiedlichen Systeme WordPress und Drupal vor und erklärt, welche Vorteile die beiden unterscheiden und welche Lösung für welchen Einsatzzweck am besten geeignet ist.

Welche Aufgaben haben Content-Management-Systeme?

Um die Unterschiede zwischen WordPress und Drupal zu verstehen, ist es zunächst wichtig, das Konzept CMS allgemein zu erfassen. Wozu dienen solche Systeme konkret und welche Funktionen übernehmen sie in der Praxis?

Wenn Websites heute mit neuen Inhalten bestückt werden, erfolgt das typischerweise über ein vom CMS bereitgestelltes Backend, ein Eingabeinterface, über das auch Laiinnen und Laien Daten eingeben können. Das CMS bereitet die so zur Verfügung gestellten Informationen dann auf und macht sie über die eigentliche Website zugänglich. Ob es sich bei diesen Inhalten dann um Blogeinträge, neue Produkte für einen Onlineshop oder Einträge in einer Produktinformationsdatenbank handelt, ist für das System letztlich (fast) unerheblich.

CMS wie WordPress (im Beitrag auch mit WP abgekürzt) oder Drupal (kurz DR) stellen diese Technik zur Verfügung. Daneben bieten die Systeme Schnittstellen, über die Webdesigner Inhalte aus der CMS-Datenbank unmittelbar in eigene individuelle Seitendesigns einbinden können. Nicht jede Seite mit demselben CMS im Hintergrund muss also gleich aussehen.

Daneben bieten die meisten modernen CMS über Erweiterungen auch Schnittstellen zu externer Software an. Das können zum Beispiel Enterprise-Resource-Planning-Lösungen sein, über die Warenbestand oder Kundendaten verwaltet werden. So kann zum Beispiel ein Webshop unmittelbar mit SAP oder einer anderen Warenwirtschaftslösung Daten austauschen.

Was macht die beiden vorgestellten Content-Management-Systeme aus?

WP ist das mit Abstand am weitesten verbreitete Web-CMS der Welt. Rund ein Drittel aller Websites wird mit WordPress betrieben, der Marktanteil bei Content-Management-Systemen wird auf gut 60 % geschätzt. Dass das einmal der Fall sein würde, war 2003, als die Software als System zur einfachen Verwaltung von Blogs veröffentlicht wurde, kaum abzusehen.

In der Tat ist die relative Einfachheit des Systems bis heute eines der schlagenden Argumente, die für den Einsatz der Software sprechen. Eine einfache WordPress-Website kann auch mit vergleichsweise wenigen technischen Kenntnissen innerhalb weniger Stunden eingerichtet werden.

Wer mithilfe des CMS ganze Webshops oder Unternehmenswebsites gestalten will, sollte aber natürlich dennoch die Unterstützung von Profis in Anspruch nehmen.

Weiterhin zeichnet das System sich durch enorme Flexibilität und Erweiterbarkeit aus. Zehntausende vorgefertigte Plug-ins stehen für die Software zur Verfügung. Damit eignet WordPress sich für die Entwicklung von Websites in unterschiedlichster Größe. Ob privates Blog, Webshop oder die Website des Weißen Hauses, das CMS ist vielseitig genug, um diese sehr unterschiedlichen Einsatzszenarien abzudecken.

WordPress im Überblick:

  • das am weitesten verbreitete CMS der Welt
  • einfache Installation und Einrichtung
  • sehr flexibel erweiterbar
  • große Auswahl vorgefertigter Themes und Plug-ins

Im unmittelbaren Vergleich ist Drupal deutlich weniger weit verbreitet. Rund 1,9 % aller Websites werden mit DR betrieben. Unter den Web-CMS-Lösungen hat das System damit einen Marktanteil von etwa 3,4 %. Doch auch das bedeutet, angesichts der Gesamtgröße des Webs, natürlich eine beeindruckende Nutzungszahl für das im Jahr 2000 erstveröffentlichte System.

Die besondere Stärke des Systems (gerade auch im Vergleich mit dem WP-Ansatz) ist seine Fähigkeit, Daten in vergleichsweise aufwendigen Strukturen zu verwalten. Die einzelnen Inhalte können in sehr unterschiedlichen Formaten abgelegt und in komplexen Taxonomien organisiert werden.

Aufgrund der geringeren Verbreitung werden für das Drupal-CMS deutlich weniger vorgefertigte Plug-ins und Themes angeboten. Zwar listet die offizielle Website des Projekts ebenfalls zehntausende Erweiterungen auf, doch ein Großteil davon ist nicht mit den aktuellsten Versionen des CMS kompatibel.

Darüber hinaus gilt das DR CMS als sehr sicher. Im Vergleich zu anderen CMS ist es nur relativ selten von Sicherheitslücken betroffen.

Drupal im Überblick:

  • sehr solide, sichere Software
  • viele fertige Erweiterungen
  • sehr flexible Datenstrukturen
  • komplexer in der Einrichtung und Wartung

Was sind die Gemeinsamkeiten der beiden Lösungen?

Die vorgestellten Content-Management-Systeme werden beide als kostenlose, frei zugängliche Open-Source-Software angeboten. Das bedeutet, der Programmcode der Software kann nicht nur komplett eingesehen werden, sondern darf auch nach Belieben verändert und erweitert werden. 

Im Fall der beiden CMS heißt das vor allem, dass Unternehmen und Anwender, die sich für eine der Lösungen entscheiden, sich sicher sein können, die Software auch in Zukunft ohne Einschränkungen benutzen zu können. Bei Nutzung proprietärer CMS-Lösungen, deren Code nicht frei zugänglich ist, ist darauf leider kein Verlass.

Auch die technischen Voraussetzungen für die Nutzung sind bei den Systemen ähnlich. Beide Lösungen sind in PHP entwickelt und setzen in der Standardkonfiguration auf MySQL bzw. MariaDB als Datenbank im Hintergrund. Drupal kann allerdings auch mit einer Reihe anderer Datenbanksysteme genutzt werden.

Funktional bieten beide Systeme einen flexiblen Baukasten, um Websites unterschiedlichster Größe zu realisieren. Das WP-System versteht sich dabei etwas mehr als Out-of-the-Box-Solution, die grundsätzlich ohne aufwendiges Konfigurieren benutzt werden kann. Der DR-Ansatz dagegen begreift das System deutlich stärker als bloße Backend-Lösung, die als flexibler Unterbau für individuelle Entwicklungsprojekte dient. Dennoch kann das System ebenfalls als Fertiglösung für den Aufbau einer einfachen Website genutzt werden.

Welches System ist „besser“?

Eine ganz klare Antwort auf diese Frage, das sollte beim Lesen des Beitrags bis hierher klar geworden sein, kann es nicht geben. In vielen Fällen gilt aber, dass WordPress aufgrund seiner Einfachheit und weiten Verbreitung die erste Wahl ist. Gerade bei kleineren Projekten ist der zusätzliche Aufwand, der mit der Nutzung von Drupal einhergeht, oft nicht zu rechtfertigen. Dennoch gibt es auch eine ganze Reihe von Szenarien, in denen Drupal die bessere Option darstellt.

Insbesondere bei der Einrichtung von Systemen mit komplexeren Datenstrukturen erweist sich das CMS im direkten Vergleich oft als die stabilere Alternative. Vor allem die sogenannten „Custom Content Types“, die in DR angelegt werden können, erlauben deutlich vielfältigere Anwendungen. WP kann, auch wenn es hier mittlerweile ebenfalls die Möglichkeit gibt, Beiträge in unterschiedlichen Varianten zu konfigurieren, seine Herkunft als Blogsoftware nicht ganz verleugnen. Im Kern werden alle neuen Einträge hier nämlich wie ein Textbeitrag behandelt. Das kann zum Beispiel beim Aufbau eines Ticketing- oder Buchungssystems mitunter in die falsche Richtung gehen.

Zudem bietet Drupal bessere Möglichkeiten, die Zugriffsrechte für verschiedene Nutzer zu konfigurieren. Während WP nur eine überschaubare Menge unterschiedlicher Rollen wie „Autor“ oder „Administrator“ zulässt, können in DR unterschiedliche Rechte sehr frei eingestellt werden. Das kann zum Beispiel für Onlineshops relevant sein, bei denen verschiedene Mitarbeiter auf unterschiedliche Datenbestände Zugriff erhalten sollen.

Demgegenüber spricht die extrem weite Verbreitung ganz klar für WordPress. Viele Webdesigner entwickeln Themes und Plug-ins für das CMS. Für Unternehmen, die ihre Website mit WordPress realisieren lassen, ist damit gesichert, dass sie auch in ein paar Jahren noch passende Entwickler für das Projekt finden werden. Drupal-Profis sind dagegen rarer gesät, sodass die Suche nach Unterstützung zumindest kurzfristig oft etwas schwieriger ist.            

Interessante Beiträge:

Ein Vergleich der beiden Content Management Systeme auf dem Kinsta Blog

Informationen zu WordPress und Drupal

Bilder: Canva


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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