Gibt es einen Fachkräftemangel in Deutschland?
Es wird seit einiger Zeit heftig darüber diskutiert ob es einen Fachkräftemangel gibt. Besonders im Bereich IT/ Ingenieurswesen werden die Stimmen lauter, dass es an Bewerbern mangelt. Dieses Thema finden wir auch spannend und versuchen die Situation etwas zu beleuchten. Der Artikel zeigt die derzeitige Situation auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland auf und bewertet auch die weitere Faktoren, welche einen Einfluss auf den Stellenmarkt haben.
Die derzeitige Situation
Laut Arbeitsagentur gibt es auf 100 gemeldete Arbeitsstellen, rechnerisch 125 arbeitslose IT-Experten. Um eine freie Stelle im Bereich Informatik oder Softwareentwicklung zu besetzen braucht man derzeit 117 Tage. Das ist 44 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe.
Der Fachkräftemangel bei IT Experten besteht besonders in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Während es in Hamburg, Rheinland Pfalz, Sachsen und Thüringen nur Anzeichen auf einen Mangel gibt.
Warum spricht man dann vom Fachkräftemangel?
Unternehmen und Unternehmer wollen die Auswahl an vielen Bewerbern haben, nur 2 Bewerber für eine Stelle wird nicht als ausreichend gesehen um passende Mitarbeiter zu finden.
Besonders ist auch hervorzuheben, dass nicht einmal die Arbeitsagentur eine genaue Beschreibung dazu hat, was denn nun ein Fachkräftemangel zu bedeuten hat. Zudem stellt der sogenannte Fachkräftemangel nur eine Möglichkeit dar, warum Stellen unbesetzt bleiben.
Einige Kriterien der Arbeitsagentur, welche ein Zeichen für einen Mangel darstellen:
- Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit (Zeit in der eine ausgeschriebene Stelle unbesetzt bleibt) im betrachteten Beruf liegt mindestens 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe.
- Auf 100 offene Stellen kommen weniger als 300 Arbeitslose. Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit in dem Beruf ist gegenüber dem Referenzzeitraum um mindestens 10 Tage gestiegen.
Fachkräftemangel liegt vor, d. h. der identifizierte bundesweite Mangel ist in der betrachteten Region deutlich erkennbar, wenn:
- die regionale Vakanzzeit mindestens 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt aller Berufe liegt und es weniger als 150 Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen gibt oder
- es weniger Arbeitslose als gemeldete Stellen gibt.
Gesellschaftlicher Wandel
Der Hauptgrund der für den jetzigen Mangel und den Mangel in der Zukunft genannt wird ist die geringe Geburtenrate, welche schon seit mehreren Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten in Deutschland vorherrscht. Daher gibt es immer weniger junge Leute und immer mehr Alte. So können Stellen, welche durch altersbedingte Gründe frei werden, nicht mehr, durch neu nachkommende Generationen, besetzt werden.
Zudem scheint die Bundesrepublik derzeit nicht der attraktivste Standort für IT Experten und andere Spezialisten aus dem Ausland zu sein. Bevorzugt werden derzeit noch Länder wie die USA, Australien, Kanada oder Grossbritannien.
Wirtschaftswachstum in Asien
Es ist davon auszugehen, dass die 4,1 Milliarden Menschen, in Asien, in den kommenden Jahren, immer reicher werden. Länder wie China und Japan sind bereits heute in den Top 5 der reichsten Länder der Welt. Auch Länder wie Indien haben enormes Potenzial. Der Wille der Menschen dort geht in die Richtung, einen europäischen oder amerikanischen Lebensstandard zu haben.
Zudem kommt, dass Produkte aus Deutschland in Asien sehr hoch angesehen werden. Derzeit kaufen Asiaten meist noch qualitativ minderwertige Produkte und achten eher auf den Preis. Sobald sich dass ändern wird, und das wird sich ändern, werden immer Produkte aus Deutschland gekauft. Auch dies wird den Bedarf an Spezialisten aus der Bundesrepublik erhöhen.
Flaute in den USA und Europa
Auf der anderen Seite gibt es, ein seit einiger Zeit, schwaches Wirtschaftswachstum in Europa und in den USA. Dies führt dazu das es nicht mehr soviel Bedarf, aus diesen Regionen, nach Ingenieurs-Dienstleistungen gibt.
Jedoch ist auch hier davon auszugehen, dass einige Länder in der Eurozone weiter aufholen werden und mit hohem Wirtschaftswachstum glänzen werden. Besonders Polen und die anderen Ost-Europäischen Länder sind hier zu nennen.
Kleine und Mittelständische Unternehmen
Vom Fachkräftemangel sind besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) betroffen. Besonders Hochschulabsolventen suchen sich heutzutage noch lieber das Grossunternehmen für die Bewerbung heraus, als ein vielversprechendes KMU. Daher leiden besonders die KMU von dem Fachkräftemangel, da sie es nicht schaffen, attraktiv genug für Universitätsabgänger zu werden.
Zukunft
Mehr Aufträge aus Asien und den anderen, derzeit noch Dritt-Welt-Ländern, weniger junge Einwohner in Deutschland, eine grosse Nachfrage nach deutscher Qualität und ein Mittelstand der in vielen Nischen eine Weltmarktführerschaft inne hat, dass alles wird den jetzt schon angespannten Arbeitsmarkt für Experten zum kippen bringen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit, sollen bis zu 5,2 Millionen Fachkräfte bis zum Jahr 2030 fehlen.
Fazit
Es gibt derzeit keinen wirklichen Fachkräftemangel, wenn man davon ausgeht dies bedeutet, dass es keine Bewerber für die offenen Ingenieursstellen gibt. Nur wenn man die Anzahl der Bewerbung pro Stelle (d.h. mehr als 3 Bewerber pro Stelle) betrachtet, gibt es einen Fachkräftemangel.
Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Industrie auch deshalb von von einem Mangel spricht, da sie die zukünftige Entwicklung sehen, d.h. weniger junge Leute, mehr Anfragen aus aufstrebenden Regionen.
Daher ist auch die Bundesregierung gefragt, neue Wege zu finden um diesen Bedarf in der Zukunft zu füllen und jetzt schon entsprechende Massnahmen zu treffen.
Interessante Links zum Thema:
Wie man den Fachkräftemangel überwindet
Mehr zum Fachkräftemangel auf Statista
Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches, kleinen und mittelständischen IT Firmen, Programmierer bereitstellt.
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