Korruption in Indien: Informationen und wie man damit umgeht

In vielen Schwellenländern ist Bestechung häufiger anzufinden als im Westen. So auch in Indien.

In diesem Beitrag einige Informationen zu diesem komplexen Thema Korruption und wie man als westliche Firma damit umgeht.

Grundsätzliche Informationen

Für ein Unternehmen aus Europa oder aus Deutschland ist es relativ schwer sich in der indischen Bürokratie zurecht zu finden. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen sind das kulturelle Unterschiede, eine andere Sprache und zum Teil auch ein anderes Wetter (auch das spielt eine Rolle, wenn man sich bei Behördengängen klimatisierte Räumlichkeiten gewohnt ist).

Zum anderen liegt es auch daran, dass vieles nicht so genau reglementiert ist wie in Europa/ Deutschland.

Viele alte Gesetze

Viele Gesetze in Indien wurden lange Zeit nicht geändert. Beispielsweise sind die meisten arbeitsrechtlichen Gesetzgebungen noch aus dem Jahr 1950 und älter.

Die Anwendung dieser in der heutigen Zeit gestaltet sich mitunter schwierig.

Beispielsweise schreibt das alte indische Gesetz vor, dass man einen Urlaubs- und Präsenzplan in Papierform aller Mitarbeiter führen muss. In der Praxis nutzen die meisten Unternehmen jedoch heutzutage Cloudlösungen, in denen diese Tage notiert werden.

Dieser Gegensatz spielt sich in fast allen Bereichen der Gesetzgebung wieder.

Einer der wenigen Ausnahmen ist der Information Technology Act, welcher das geistige Eigentum (Intellectual Property) im IT Sektor regelt.

Einige neue Gesetze

Zudem kommt hinzu, dass es in wenigen Bereichen neue Gesetzgebungen gibt.

Einen Überblick zu behalten ist in diesem Zusammenhang eher schwer.

Zwischenfazit

Durch die vielen alten Gesetze, die wenigen neuen Gesetzgebungen und die technologischen Neuerungen/ neuen Arbeitsweisen ist es relativ einfach in Indien Fehler zu machen.

Diese Fehler werden von Beamten in indischen Behörden gerne genutzt um sich einen “Nebenverdienst” zu sichern.

Geringe Gehälter im öffentlichen Sektor

Ein weiterer Grund für die weitverbreitete Korruption auf dem Subkontinent sind auch die niedrigen Gehälter in vielen Bereichen des öffentlichen Sektors.

Beispielsweise verdient ein einfacher Polizist mit mehreren Jahren Berufserfahrung nur etwas mehr als 200 Euro im Monat. Dies langt bei weitem nicht aus, um sich ein normales Leben aufzubauen.

Das gleiche Muster findet man auch in öffentlichen Behörden. Dort sind die Einkommen minimal besser, jedoch auch hier nicht unbedingt ausreichend.

Ein “Nebenverdienst” in Form von Bestechungsgeldern wird daher gerne in Anspruch genommen.

Lokale Sprache

Auf dem Subkontinent gibt es 29 Bundesstaaten und fast genausoviele lokale Sprachen. Im Bundesstaat Kerala spricht man beispielsweise Malayalam, nicht wie man fälschlicherweise denken mag Hindi. In Tamil Nadu spricht man Tamil, etc.

In lokalen Behörden wird viel Wert darauf gelegt, dass die lokale Sprache verwendet wird. Dies macht es daher für einen aussenstehenden sehr schwer, sich in diesen Institutionen zurecht zu finden. (Es gibt jedoch auch einige höhere Beamte, die sehr gut Englisch sprechen)

Externe Berater

Für alle, oder die meisten Probleme und Herausforderungen, gibt es in Indien passende Lösungen.

Im Falle der Behörden die “Probleme” machen, kann man auf externe Berater, in Indien auch Company Consultants genannt, setzen.

Diese Berater haben in den meisten Fällen oft Kontakt mit den Behörden und wissen welche Feinheiten es zu beachten gibt.

Bestechungsgelder

Es ist keine gute Idee in Indien Bestechungsgelder zu zahlen. Das wird nur zu weiteren Schwierigkeiten führen.

Der bessere Weg ist es, sich mit den Beratern auszutauschen und nach Lösungen zu suchen, um die Vorschriften einzuhalten.

In einigen Fällen wird vom Berater nicht erwähnt, dass ein Bestechungsgeld fliessen wird und der Betrag ist Teil der Beratungsgebühr. Hier hat man als Kunde natürlich keinen Einfluss, besonders wenn man darauf nicht hingewiesen wird.

Lokale Vorschriften einhalten

Um gröberen Problemen mit den Behörden zu umgehen sollte man die wichtigsten Vorschriften einhalten.

Auch hier sollte man sich von einem externen Consultant (Company Consultant), einem Chartered Accountant (Buchhaltungsexperte) und einem Anwalt beraten lassen.

In den meisten Fällen gibt es eine Unterscheidung, je nach dem wieviele Mitarbeiter man beschäftigt. Daher sollte man bei diesen Beratungsgesprächen jeweils angeben, wieviele Mitarbeiter man beschäftigen wird.

Fazit

Besonders für Unternehmen, welche vorhaben in Indien Dienstleistungen anzubieten, macht es Sinn eine eigene Filiale vor Ort aufzumachen, um so einfacher Geschäfte machen zu können.

Es macht jedoch nicht immer Sinn in Indien eine Firma zu gründen. Besonders dann, wenn man nur wenige Mitarbeiter beschäftigen möchte, oder keine Dienstleistungen für den Subkontinent anbietet.

Der Grund liegt auch in der Korruption, welche sich in diesem Schwellenland wiederfinden lässt. Auch kleine Komplikationen können grosse Schäden anrichten. Besonders wenn man sich mit der Thematik nicht auskennt.

Unsere Erfahrung

Wir kennen einige erfolgreiche Unternehmer aus dem europäischen/ deutschsprachigen Raum, die mit den hiesigen Vorgaben nicht zurecht gekommen sind und die Firmen in Indien aufgegeben haben.

Die Gründe hierfür waren vielfältig. Oftmals waren es nur banale Fehler, wie zum Beispiel ein fehlerhaft ausgefüllter Visumsantrag, der dann nach einigen Jahren dazu geführt hat, dass die Einreise verweigert wurde.

Es lohnt sich daher nur für relativ finanzstarke Unternehmen in Indien zu gründen. Ein Teil dieser Strategie sollte es jeweils sein, einen Mitarbeiter aus Europa/ Deutschland, Vollzeit auf dem Subkontinent zu haben, der den Aufbau der lokalen Niederlassung begleitet.

Dieser lokal arbeitende Expatriat kann sich über einen längeren Zeitraum mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut machen.

Ein hinzuziehen einer Firma, wie YUHIRO, welche beide Seiten (die Europäische und die Indische) kennt, ist hilfreich und kann zur Vermeidung von einfachen und schwerwiegenden Fehlern nützlich sein.

Interessante Beiträge:
Mehr zum Thema Korruption in Indien auf Wikipedia
Ein Beispiel für eine relativ schnell umgesetzte neue Gesetzgebung zu Geldscheinen

Bilder: Flickr.com/ Keating/ Robinson/ Rijavec


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

Schreibe einen Kommentar