Programmierer mieten vs Projekt beauftragen: Was ist besser?
Wenn eine Agentur, ein IT Dienstleister oder eine IT Abteilung ein IT Projekt plant und umsetzen möchte, dann gibt es unterschiedlichste Vorgehensweisen. Die üblichsten sind:
- Eigene Programmierer und Designer einsetzen (Inhouse Ressourcen)
- Projekt bei einem externen Dienstleister beauftragen, welcher die Aufgaben ausführt (Projekt beauftragen)
- Oder einen externen Programmierer anheuern (Programmierer mieten)
Mit dem letzten Punkt ist das Anheuern eines Entwicklers von einem externen Dienstleister. Ein Beispiel ist das Unternehmen Hays, welches für grosse Unternehmen, Entwickler anbietet. Zum Beispiel Freelancer, welche für Projekte eingesetzt werden. Auch ist damit gemeint, das Anheuern von Entwicklern im Ausland über einen IT Dienstleister.
Im Folgenden gehen wir auf die Punkte “Programmierer mieten” und “Projekt beauftragen” ein und wann was besser ist.
Projekt beauftragen
Bei komplexen Projekten, bei denen man keine eigenen Inhouse Ressourcen verfügbar hat, macht es Sinn das komplette Aufgabenpaket an ein externes Unternehmen abzugeben.
Hierbei hat man meistens zwei Optionen:
- Billig und gut: Wenn man es günstiger haben möchte, bei gleichzeitig hoher Qualität, dann sollte man dem externen Unternehmen viel Zeit geben, um das Projekt auszuführen. Ganz nach dem Prinzip “Cheap, Good, Fast – Pick Two”.
- Schnell und gut: Wenn man wenig Zeit hat und die Aufgaben schnell erledigt werden müssen, dann muss man damit rechnen, das es vergleichsweise teuer wird. Dienstleister die schnell arbeiten und eine hohe Qualität liefern, berechnen üblicherweise hohe Preise.
- Die Dritte Option “schnell und billig” ist meistens keine Option, da hier das Ergebnis nicht gut sein wird.
Wichtig ist bei einer “kompletten Übergabe” zudem, dass der Dienstleister alle Bereiche abdecken kann, von der Konzeption, über das Design und die Entwicklung bis hin zur Qualitätskontrolle und Übergabe.
Da die meisten Dienstleister jedoch selbst wiederum auch nicht alle diese Bereiche Inhouse haben, kann man davon ausgehen, dass diese auch mit Partnern zusammenarbeiten werden, welches die Komplexität des Projektes wiederum um einiges erhöht.
Der Projekterfolg ist daher nicht immer garantiert.
Zudem muss man auch auf folgendes achten, wenn man “das komplette Projekt abgibt”.
- Kommunikation mit “Lücken”: Anforderungen werden oftmals auch nur unter den Teammitgliedern des Dienstleisters besprochen. Das Feedback vom Auftraggeber fehlt oftmals und man arbeitet mit Annahmen (die meistens jedoch nicht zu 100 Prozent passen). Man spricht hier auch von einer Art Black Box, man weiss nicht was der Auftragnehmer genau intern bespricht.
- Jede “neue” Anforderung muss besprochen und bepreist werden: In fast jedem Projekt merkt der Auftraggeber “Ups, da haben wir eine wichtige Funktionalität vergessen, ohne die das Projekt nicht zum Erfolg werden kann”. Somit ist der Auftragnehmer dazu gezwungen die Anfoderung umzusetzen. Da das Projekt jedoch meistens komplett und mit Festpreis beschrieben wurde, muss nun ein Change-Request (Änderungswunsch) eingeleitet werden. Hierbei sind nicht oft ein Vertriebler, ein IT Projektleiter und ein Senior IT Experte vom IT Dienstleister involviert, welche dann den Preis für die Änderung bestimmen müssen. Es ist jedoch meistens sehr schwer, den genauen Preis/ den Aufwand für eine Änderung während des Projektes zu bestimmen.
Wie man sieht: Eine “Beauftragung des kompletten Projektes” hat seine Herausforderungen.
Erfolgsfaktoren sind daher die Beachtung des Prinzips ““Cheap, Good, Fast – Pick Two” und eine hohe Flexibilität bei der Preisfindung durch den Auftraggeber, welches einiges an Vertrauen und natürlich Budget benötigt.
In vielen IT Projekten macht es jedoch auch Sinn “Programmierer zu mieten”. Im weiteren mehr zu diesem Ansatz.
Programmierer mieten/ von einem externen Anbieter anheuern
Hierbei “mietet” man sich Entwickler, App Entwickler, etc., anstatt die komplette Aufgabe abzugeben.
Die Projektleitung, die Qualitätskontrolle und das Design bleiben dabei meistens bei dem Auftraggeber.
Der Klassiker ist hierbei immer noch, einen Freelancer über einen Dienstleister wie Hays oder Gulp anzuheuern. Dabei verkauft der Dienstleister die Zeit des Freelancers zu einem bestimmten Stundensatz und zahlt dem Freelancer einen kleineren Stundensatz und verdient an der Marge.
Die Stundensätze liegen hierbei bei zirka 120 bis 150 Euro die Stunde.
Besonders Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern setzen auf diesen Ansatz. Der Freiberufler/ die Freiberuflerin arbeitet dabei meistens bei dem Auftraggeber direkt.
Agenturen und IT Dienstleister treten mit den Freelancern meistens direkt in Kontakt, um so von günstigeren Stundensätzen zu profitieren.
Einsatz von Offshore/ Nearshore Miet-Entwicklern
Eine weitere Alternative ist der Einsatz von Offshore und Nearshore Ressourcen.
Dabei sitzen die Dienstleister, welche diese “Miet-Entwickler” anbieten, in Ländern wie Indien, Rumänien oder der Ukraine.
Der Stundensatz liegt dabei meistens zwischen 20 und 50 US Dollar pro Stunde. Manche berechnen auch das Gehalt, plus eine monatliche Pauschale, für den jeweiligen Entwickler.
Der Vorteil dabei ist natürlich der geringe Stundensatz und die dadurch höhere Marge die der Auftraggeber erzielt, sollte dieser die Arbeit weiterverkaufen (zum Beispiel an ein Grossunternehmen).
Hier sollte man jedoch wiederum das “Cheap, Good, Fast – Pick Two” Prinzip beachten. Wenn der Entwickler billig ist, dann muss man mit mehr Zeit rechnen, um eine gute Qualität zu erhalten.
Die Voraussetzungen sehen wie folgt aus:
- Mehr Zeit: Laut einer Studie von Etengo (einem Vermittler von Freelancern), dauert die Einarbeitungszeit von Freelancern zirka 3 Monate, bei Angestellten liegt diese bei sogar 6 Monaten. Wenn man sich Offshore Programmierer mietet, dann kann man eher von einer Art Angestelltenverhältnis ausgehen und muss mit zirka 6 Monaten rechnen. Diese Zeit sollte man einplanen, wenn man diesen Weg geht.
- Qualitätskontrolle: Es macht Sinn einen erfahrenen Entwickler auf der eigenen Seite zu haben, welcher die Programmier-Codes überprüft und schaut, ob die Standards eingehalten werden. Wenn nicht, muss man die Offshore Ressourcen daraufhin schulen oder die jeweilige Literatur/ Online-Learnings bereitstellen. Man kann auch einen eigenen Leitfaden erstellen, welchen man den Programmierern zur Verfügung stellt.
- Projektmanagement: Auch das Projektmanagement sollte vom Auftraggeber übernommen werden, wenn man Programmierer mietet. Oftmals ist jedoch die Person welche die Qualitätskontrolle vornimmt und die Person welche das Projektmanagement übernimmt, die Gleiche.
- Design Inhouse: Im Bereich Offshore- und Nearshore-Outsourcing sind die Design Kapazitäten (zum Beispiel User Experience Design oder User Interface Design) eher gering. Hier sollte man auf Ressourcen in Europa zurückgreifen. Im Offshore Outsourcing macht es mehr Sinn die Backend Programmierung, zum Beispiel basierend auf PHP oder .NET auszulagern.
Preislich unterscheidet sich das Offshore Outsourcing (Indien, Pakistan, etc.) und das Nearshore Outsourcing (Rumänien, Ukraine, etc.) auch.
Bei Miet-Entwicklern im Offshore Bereich kann man von zirka 1500 bis 3500 Euro im Monat ausgehen. Bei Nearshore Engagements von zirka 3000 Euro bis 7000 Euro im Monat.
Dabei sind jedoch die Overheadkosten wie Personalsuche, Arbeitsplatz, Computer, Gehaltsabrechnung, Einhaltung der Arbeitgebergesetze im jeweiligen Land, etc. bereits enthalten. Dies kann eine erhebliche Einsparung der Kosten bedeuten. Zudem kann man einen Miet-Arbeitnehmer einfacher kündigen, als einem Mitarbeiter den man als Angestellten vor Ort einstellt.
Fazit
Beide Optionen “Projekt beauftragen” oder “Programmierer mieten” sind interessant.
Bei einem relativ hohen Budget und einer kurzen und intensiven Projektausführung sollte man definitiv auf einen externen Dienstleister setzen, der das Projekt komplett ausführt.
Wenn man selbst Projektmanager/ erfahrene Programmierer hat, welche die Entwicklung leiten können und es die notwendige Zeit für die Umsetzung hat, dann ist das Miet-Modell eventuell interessanter.
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Bilder: Canva
Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.
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