So investieren Sie in Indien
Indien wird in den nächsten Jahren rasant wachsen. Alle Zeichen zeigen in diese Richtung. Die Bevölkerung ist jung und auch die Bildung steigt stetig an.
Auf dem Subkontinent sind riesige Investitionen in Infrastruktur notwendig, um das Land auf Vordermann zu bringen und es global wettbewerbsfähig zu machen.
Gleichzeitig gibt es eine grosse Anzahl an hochgebildeten Personen mit akademischen Hintergrund.
Die Frage ist also: Wie kann man von dem Potenzial Indiens profitieren? Und worauf muss man achten?
Firmen und Familienhierarchie
Sei es grosse oder kleine Unternehmen in Indien, die meisten befinden sich in Familienbesitz. Wenn man plant in solche Firmen zu investieren, dann ist es wichtig darauf zu achten, wie deren interne Familienstruktur aussieht.
Gibt es zum Beispiel einen Nachfolger in der Familie, der das Unternehmen weiterführen kann?
Falls die Nachfolge nicht klar geregelt ist, kann sehr viel an Unternehmenswert zerstört werden.
Ein bekannter Fall ist die Firma Reliance. Eines der grössten Privatunternehmen in Indien mit mehr als 100’000 Mitarbeitern. Nach dem Ausscheiden des Gründers von Reliance, Dhirubhai Ambani, gab es eine grosse Auseinandersetzung zwischen den beiden Söhnen Anil und Mukesh. Hierdurch wurde viel Wert verloren. Langfristig hat sich der Unternehmenswert wieder stark verbessert. Das muss jedoch nicht immer so sein.
Ein anderes Beispiel, ist Eicher Motors und einer derer Marken Royal Enfield (Hersteller für Motorräder). Nach dem Ausscheiden des Vaters als Besitzer und CEO der Firma, Vikram Lal, übernahm der Sohn, Siddhartha Lal den CEO Posten. Der Jungunternehmer schaffte es die Marke Royal Enfield wieder auf Vordermann zu bringen. Heute ist das Unternehmen einer der wichtigsten Motorrad Hersteller in Indien. Auch aufgrund der Fähigkeiten des Sohnes von Vikram Lal. Der Wert der Aktie ist von umgerechnet 3 Euro im Jahr 2006 auf 216 Euro im Jahr 2015 gestiegen.
Die Investition in eine Firma auf dem Subkontinent hängt also auch von deren Familienstrukturen und Nachfolge ab.
Staatliche Unternehmen
Um die indische Wirtschaft anzukurbeln, hat das Land seit seiner Unabhängigkeit von Grossbritannien, eigene staatlich regulierte Unternehmen gegründet.
Obwohl die Korruption in Indien hoch ist, gibt es dort sehr erfolgreiche stattlich kontrollierte Unternehmen. Unternehmen wie Bharat Electronics Limited (BEL) oder BPCL (eines der grössten Öl und Gasfirmen auf dem Subkontinent) sind sehr erfolgreich und können auch im globalen Wettbewerb mithalten.
Die Aktie von BEL ist von 4 Euro im Jahr 2014 auf 17 Euro im Jahr 2015 gestiegen.
Neben den vielen erfolgreichen öffentlichen Unternehmen, gibt es auch eine Menge nicht so erfolgreicher Unternehmungen des Staates.
Bei einer Investition in solche Unternehmen macht es immer Sinn, auf deren Historie zu schauen. Die guten öffentlichen Unternehmen sind meistens stabil und seit mehreren Jahren/ Jahrzehnten erfolgreich unterwegs.
Landeigentum und Gold
Lange Zeit haben Inder hauptsächlich in Landeigentum und Gold investiert. Der Grund dafür war, dass beides stabile Investitionen sind und eigentlich immer an Wert gewinnen.
Durch diese lang anhaltende Denkeweise, sind jedoch besonders die Landpreise gestiegen und spiegeln nicht mehr ihren wahren Wert dar.
Auch der Goldpreis ist durch den Kaufdrang der Inder überproportional gestiegen. Indien ist eines der Hauptimporteure von Gold weltweit.
Konsumverhalten
Der Hauptfokus der indischen Bevölkerung lag lange nicht auf Konsum, sondern auf dem Sparen. Wobei Landeigentum und Gold, wie zuvor beschrieben, die Hauptanlagemethoden waren. Beide Anlagen wurden selten zu Geld gemacht, sondern blieben im Familieneigentum.
Heutzutage ändert sich das Konsumverhalten. Immer mehr entscheiden sich, mit dem verdienten Geld Konsumwaren, wie TV, Kühlschrank, und vieles mehr, zu erwerben.
Hierdurch profitieren auch inländische Unternehmen welche diese Güter herstellen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Unternehmen mit Fokus auf die Herstellung solcher Waren wachsen. Auch wenn heute noch ein Grossteil aus anderen Teilen Asiens, wie zum Beisiel China, importiert werden.
Softwareindustrie und Dienstleistungen
Obwohl Indien immer noch als Drittweltland gilt, hat es trotzdem geschafft eine Service Industrie aufzubauen, welche auf deren grosse Anzahl an Ingenieurs- und Hochschulabsolventen zurückgreift.
Besonders die Softwareindustrie ist hier zu erwähnen. Unternehmen wie Tata Consultancy Company oder Infosys beschäftigen mehrere Hunderttausend Softwareentwickler. Daneben gibt es noch etliche kleinere IT Unternehmen, die aufwärts streben.
In die grossen Unternehmen in dieser Branche zu investieren macht eventuell weniger Sinn, da die Aktienpreise in den letzten Jahren enorm gestiegen sind und bereits hohe Werte erreicht haben. Jedoch gibt es sehr viele kleinere Firmen, welche durch Qualität und hoher Kompetenz aufwarten. Hier kann einiges gewonnen werden.
Startups
Auch Startups wie Flipkart, eines der grössten Onlineshops auf dem Subkontinent, machen von sich reden. Es gilt als eines der zehn höchstbewerteten Startups der Welt, mit einer Bewertung von 15.5 Milliarden US Dollar (Jahr 2015).
Viele Investoren versuchen ihr Glück in den verschieden Metropolen des Landes, um aussichtsreiche Startups zu finden und zu fördern. Besonders Bangalore gilt als Startup Metropole.
Fazit
Über viele Jahre hinweg war die Demokratie in dem aufstrebenden asiatischen Land ein Hindernis. Das hat sich in den letzten Jahren geändert und verbessert sich derzeit immer noch. Auch die Zukunft sieht positiv aus.
Ein Grossteil der indischen Bevölkerung, 50 Prozent der 1.25 Millarden Personen, ist unter 25 Jahren alt und alle haben grosse Ambitionen. Das ist eine treibende Kraft, welche durch ihre schiere Grösse auch globale Auswirkungen haben wird.
Das immer besser werdende Schul- und Universitätssystem hilft die notwendigen Fachkräfte auszubilden. Dies wird indirekt auch durch die fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche, zum Beispiel durch Smartphones, vorangetrieben. Fast alle haben dadurch den Zugriff auf wichtige Informationen.
Die politische Stabilität ist zudem höher als in den meisten anderen Drittwelt Ländern. Entscheidungen können nur mit Zustimmung der Bevölkerung getroffen werden. Die Prozesse dauern daher etwas länger, schlussendlich gibt es jedoch eine breite Zustimmung für die getroffenen Entscheidungen.
Indien ist daher ein vielversprechendes Land, um Investitionen zu tätigen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Land gemacht?
Bilder: Flickr.com/ Shankar/ Lender/ Bhushan/ Jurvetson/ Swaroop
Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.
Schreibe einen Kommentar