Vorteile und Nachteile von Ruby on Rails
In der Webentwicklung kann die Wahl des passenden Frameworks eine Herausforderung darstellen.
Zu den beliebtesten Webentwicklungstechnologien, die der Markt zu bieten hat, zählt das Framework Ruby on Rails.
Der folgende Ratgeber liefert Entwicklern einen Einblick in den technischen Aufbau des Webframeworks und zeigt neben den Unterschieden zu Java, PHP und Python die Vor- und Nachteile auf, die mit der Verwendung einhergehen.
Plattformunabhängiges Webframework mit zunehmender Popularität
Das als RoR bekannte Ruby on Rails ist ein im Jahr 2004 entwickeltes Webframework des dänischen Programmierers David Heinemeier Hansson.
Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Software auf Basis der in den 1990er-Jahren konzipierten Programmiersprache Ruby.
Das offene MVC-Framework dient Webanwendungen als vorprogrammiertes Grundgerüst, das zur individuellen Modifizierung gemäß der MIT-Lizenz kostenlos bereitsteht.
Die Abkürzung MVC steht für Model-View-Controller (MVC) zu Deutsch Modell-Ansicht-Steuerung und beschreibt das agile Architekturmuster von Ruby on Rails. Mithilfe dieser Methode sind moderne Webanwendungen in die drei Hauptsegmente Modell, Ansicht und Controller unterteilbar.
Auf diese Weise lassen sich verschiedene Softwarekomponenten unabhängig voneinander warten und weiterentwickeln. Ruby on Rails ist unter anderem für E-Commerce-Seiten, soziale Netzwerke sowie für Online-Marktplätze geeignet.
Demnach ist das MVC-Framework seit langem ein fester Bestandteil bei Airbnb, Twitter, Shopify, Fiverr und anderen bekannten Webseiten.
Funktionsweise und Bestandteile
Mit dem MVC-Framework lassen sich innerhalb kurzer Zeit Webanwendungen in Form von datenbankbasierten Webseiten mit dynamisch generierten Inhalten entwickeln. Dabei basiert die zum Einsatz kommende Laufzeitumgebung auf einem geschlossenen System.
In der Praxis handelt es sich bei einer Laufzeitumgebung um eine digitale Plattform, die mit allen notwendigen Ressourcen ausgestattet ist, um einen betriebssystemunabhängigen Betrieb für die programmierte Applikation zu ermöglichen.
Der aus den Komponenten Views, Datenbankmodell, Controller und Konfigurationen bestehende Verzeichnisbaum des Dateisystems der Ruby-on-Rails-Laufzeitumgebung garantiert eine saubere Trennung zwischen dem Datenbestand, der Datenaufbereitung und der Datenanzeige.
Somit sind RoR-Anwendungen pflegeleicht und zeichnen sich durch eine unkomplizierte Wartung aus.
Die Anwendungsarchitektur von Ruby on Rails setzt sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen.
Model
RoR-Applikationen sind in der Regel mit relationalen SQL-Datenbanken verknüpft und verwenden Models, um eine Kommunikation mit dem Datenbankmanagementsystem (DBMS) herzustellen.
Das Datenbankmodell fungiert als Strukturschema, das vorgibt, in welcher Beziehung die Datenbankinformationen zueinander stehen. Hierfür nutzt Ruby on Rails Klassen, Methoden und Eigenschaften als Unterscheidungskriterien.
Demnach stellt jede Klasse eine Tabelle der Datenbank dar. Dabei sind die Zeilen als Objekte und dessen Eigenschaften als Felder eingeteilt.
View
Das View-Segment übernimmt in einer RoR-Anwendung die Aufgabe der Präsentationsschicht und bezieht sich auf die Datenvisualisierung.
Diesen Prozess realisiert Ruby on Rails mit der Action View-Klasse, welche mit einer Vielzahl an Ausgabeformaten kompatibel ist. Anschließend erfolgt die Darstellung der gerenderten Daten auf Grundlage von HTML für den Webseitenbesucher.
Mit der Actions-View-Klasse ist die Anwendung in der Lage, die komplette Website oder bestimmte Bereiche wie beispielsweise den Warenkorbinhalt eines Shops darzustellen.
Controller
Da die Architektursegmente Model und View kommunikativ voneinander getrennt sind, stellt der Controller das Verbindungsglied zwischen diesen Teilen dar und sorgt für den Informationsaustausch.
Der Controller, auch zentrale Steuerungsschicht genannt, ist eine Ruby-Datei, die bei einer Request in Form einer Anfrage durch den Webbrowser für den Aufbau der Seite sorgt. Hierfür ruft der Controller die notwendigen Datenpakete aus der Model-Schicht ab und leitet diese an die View-Schicht für die Visualisierung weiter.
Die Vorteile im Überblick
Gute Code-Qualität
Ruby on Rails basiert auf einem schlanken und zugleich objektorientierten Code, der aufgrund der MVC-Architektur einer klaren Strukturierung unterliegt.
In Kombination mit dem umfangreichen Portfolio an zur Verfügung stehendem Open-Source-Code ergibt sich für Entwickler eine einfache Programmierbarkeit.
Hinzu kommt, dass sich das Framework aufgrund der autoritativen Code-Snippets durch ein geringes Fehlerbild auszeichnet. Infolgedessen weisen Drittanbieter-Codes in RoR-Applikationen ein höheres Qualitätsniveau als bei alternativen Programmiersprachen auf.
Bewährte Praxis mit hohen Sicherheitsstandards
In Anbetracht der einfachen Anwendbarkeit hat sich Ruby als einer der beliebtesten Programmiersprachen etabliert.
Bei kleinen sowie komplexen Entwicklungsprojekten überzeugen RoR-Anwendungen durch einen breit gefächerten Bestand an Modulen und Bibliotheken. Neben der selbsterklärenden Codestruktur, die sich durch die ausdrucksstarke Syntax der Ruby-Programmiersprache definiert, ist das Framework mit zeitgemäßen Sicherheitsmechanismen ausgestattet.
Diese schließen im Zuge regelmäßiger Aktualisierungen zuverlässig bestehende Sicherheitslücken und schützen die Webanwendung vor bedrohlichen Cyberangriffen.
Beachtliche Entwicklungsgeschwindigkeit
Entwickler haben mit dem Framework die Möglichkeit, innerhalb von Minuten ein Grundgerüst für kleine und komplexe Webanwendungen zu kreieren.
Durch eine Vielzahl an Open-Source-Bibliotheken in Verbindung mit dem ausgereiften Model- und Paketverwaltungssystem lässt sich eine effiziente Anwendungsentwicklung ohne großen Zeitaufwand realisieren.
Ebenfalls unkompliziert gestaltet sich das Vornehmen von Änderungsanpassungen sowie nachträgliche Erweiterungen durch neue Funktionen.
Keine Lizenzkosten
Ein großer Vorteil der objektorientierten Programmierung mittels Rails ist der geringe Kostenfaktor. Das Framework steht im Gegensatz zu kommerziellen Varianten zur kostenlosen Nutzung bereit, was vor allem Start-ups mit geringem Kapitalvolumen zugutekommt.
Insgesamt ist die Webseitenerstellung mit wenig Zeit- und Kostenaufwand verbunden, ohne dass Entwickler Kompromisse bei Leistung, Qualität und Skalierbarkeit eingehen müssen.
Vielschichtiges Angebot an Generatoren
Das Ruby-Framework ist an einem Webserver mit angebundener Datenbank gekoppelt und bietet Anfängern sowie Profis eine Vielzahl an Generatoren, den den Entwicklungsprozess vereinfachen.
Diese Werkzeuge verkürzen durch die Generierung von Codesegmenten die Entwicklungszeit und garantieren einen effizienten Arbeitsablauf. Auch die Erstellung eigener Generatoren mithilfe von bestimmten Vorlagen sowie die Anpassung von bestehenden Generatoren ist bei Bedarf möglich.
Große Bandbreite an Tools und Bibliotheken
Die umfangreiche Palette an Werkzeugen erstreckt sich über Tools, die zum Testen, Debuggen, Optimieren und für viele weitere Bereiche einsetzbar sind. Zusätzlich können sich experimentierfreudige Entwickler auf eine Vielzahl an öffentlich zur Verfügung stehenden Bibliotheken für unterschiedliche Einsatzbereiche freuen.
Innerhalb einer Bibliothek befinden sich unterschiedliche Funktionen, Befehle und Klassen, die als Bauplan für die Erstellung von Objekten dienen.
Große Ruby-Community
Ein weiter Pluspunkt bei Ruby on Rails ist die engagierte Community, welche die RoR-Entwicklung seit Jahren vorantreibt. Die aktive Gemeinschaft bietet fachkundigen Support und steht Entwicklern bei Problemen mit Dokumentationen, Tutorials und hilfreichen Problemlösungen zur Seite.
Darüber hinaus erleichtern automatisierte Tests sowie eine riesige Auswahl an implementierten Funktionen das Programmieren mit Ruby on Rails.
Das sind die Nachteile des Frameworks
Leistung und Laufzeitgeschwindigkeit
Bislang haben C-Programme und Java-Anwendungen in puncto Performance die Nase vorn. Obwohl das Leistungsniveau für die meisten Webentwicklungs-Projekte ausreicht, hingt das MVC-Framework gegenüber seinen Konkurrenten hinterher, was gleichzeitig die Skalierbarkeit der Anwendung limitiert.
Um die Performanceprobleme zu reduzieren, ist ein hohes Maß an Expertise im Umgang mit Ruby gefragt.
Ein weiteres Argument, das Entwickler oftmals gegen Rails anführen, ist der lange Bootvorgang. Für eine verbesserte Laufzeitgeschwindigkeit lässt sich Ruby mit dem Interpreter JRuby in Java implementieren.
Hostingkosten
Obwohl bei der Verwendung des Frameworks keine Lizenzkosten oder versteckten Gebühren anfallen, kann sich das Hosting einer RoR-Webseite kostspielig gestalten.
Abgesehen von den Hostingkosten benötigt Rails mehr Ressourcen, als es bei Alternativen wie PHP der Fall ist. Dementsprechend sind nicht alle Hosting-Provider mit Rails kompatibel.
Aufwendige Fehlerbehebung
Bei Ruby können falsche Architekturentscheidungen zu komplexen Fehlern führen, die im Rahmen der umfangreichen Struktur oftmals schwer identifizierbar sind. Da die einzelnen Komponenten und Schichten in einer gewissen Abhängigkeit miteinander verbunden sind, kann sich das Debuggen des Quellcodes zeitaufwendig gestalten.
Alternative Frameworks – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Anders als das weitverbreitete Java ist das serverseitige RoR-Framework nicht an eine Plattform gebunden.
Auch in Bezug auf die Anzahl an Bibliotheken ergibt sich bei Rails ein klarer Vorteil gegenüber JavaScript-Frameworks.
Beide Systeme verfügen über integrierte Sicherheitsfunktionen und sind mit einem reichhaltigen Ökosystem an Ressourcen, Tools und Werkzeugen für eine leichtere Codierung ausgestattet.
Darüber hinaus weist Ruby als dynamisch interpretierte Skriptsprache viele Ähnlichkeiten zu dem Django-Framework für Python sowie zu PHP auf.
Was die Verwendung eines Ruby-Frameworks für Entwickler attraktiv gegenüber anderen Sprachen macht, ist das strukturierte Codesystem, das eine effiziente Webentwicklung bei terminlichem Zeitdruck ermöglicht.
Fazit: Sinnvolle Einsatzbereiche für Ruby-Frameworks
Als Backend-Lösung ist Ruby on Rails ein vielseitig einsetzbares Allzweck-Framework, das sich ideal für die Erstellung von modernen Webseiten und Apps in zahlreichen Branchen eignet.
Dabei schafft der logisch strukturierte Code die Grundlage für individuelle Anwendungen in Form von Webseiten oder Apps mit benutzerfreundlichem Aufbau.
Bemerkenswert ist das umfangreiche Ökosystem an Bibliotheken und Generatoren, das Ruby on Rails zu einem einfach zu handhabenden Entwicklungswerkzeug für Anfänger und Profis macht.
Die folgende Liste gibt einen Überblick über die sinnvollsten Einsatzgebiete.
- Blogs
- Soziale Netzwerke
- E-Commerce-Plattformen
- Anwendungen im Web 2.0
- Unternehmen mit begrenztem Budget
- Für Projekte in der Validierungsphase
- Eignet sich für die Prototypendarstellung
- Dynamische Webseiten in Form von Onlineshops
- Ideal beim Umgang mit komplexen Geschäftslogiken
- Projekte mit hohem Termindruck und kurzen Durchlaufzeiten
- Performanceorientierte Schnittstelle zwischen App und Backend
- Zeitsparende Realisierung von benutzerfreundlichen Datenbanklösungen
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Bilder: Canva
Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.
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